CBRN – Bedrohung durch Gefahrenstoffe

Person mit CBRN Schutzausrüstung gegen Gefahrenstoffe

Dieser Beitrag wurde zuletzt am 15. September 2023 aktualisiert

Was ist CBRN?

CBRN steht für chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren. Früher auch als ABC (atomar, biologisch und chemisch) bezeichnet. Es bezieht sich auf Gefahren aus einer Vielzahl von Substanzen oder Ereignissen, die eine mögliche Bedrohung für die Öffentlichkeit darstellen können. Dazu gehören Chemikalien, radioaktive Materialien, biologische Agenten (Viren und Bakterien) und nukleare Waffen.

CBRN-Gefahren können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Allen voran Industrieunfälle, wie Störungen in einem Atomkraftwerk, dem Freiwerden von Chemikalien durch Unfälle oder Entstehung von gefährlichen Gasen bei einem Brand. Aber auch vorsätzlich herbeigeführte Gefahren sind denkbar. Dazu gehören terroristische Aktionen, Sabotage oder vorsätzliche Verbreitung von biologischen, chemischen oder radioaktiven Materialien.

Wie wahrscheinlich ist ein CBRN-Vorfall in Deutschland?

Ein CBRN-Vorfall in Deutschland ist sehr unwahrscheinlich. Es gibt keine Hinweise darauf, dass ein solcher Vorfall in naher Zukunft stattfinden wird. Die deutschen Behörden haben jedoch Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung vor solchen Ereignissen zu schützen. Dazu gehören die Entwicklung von Notfallplänen und die Ausbildung von Fachkräften, die im Falle eines CBRN-Vorfalls reagieren können. Außerdem stattet der Bund die Länder mit ergänzender Ausstattung für den Katastrophenschutz aus. Dazu gehören zum Beispiel ABC-Erdkundungswagen, Dekontaminations-LKW und Schutzausrüstung für Einsatzkräfte.

Vergangene Ereignisse, wie der Chemieunfall 1976 in Seveso1https://www.chemie.de, der Rizinfund 2018 in Köln Chorweiler 2https://www.rundschau-online.de, das Chemieunglück nach einem Brand bei der Firma Sandoz in Basel 1986 3https://www.deutschlandfunk.de oder die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 4https://www.bfs.de zeigen, dass das Risiko nie völlig ausgeschlossen werden kann und dass ein solcher Vorfall oft verheerende Ausmaße annimmt.

Welche Vorbereitungen kann ich treffen?

Notvorrat anlegen

Da sich Gefahrenstoffe häufig im Freien über die Luft verbreiten werden die Behörden in den häufigsten Fällen dazu aufrufen, sich bei geschlossenen Fenstern und Türen in Innenräumen aufzuhalten. Je nachdem wie lange eine Gefahr anhält ist es sinnvoll, einen Notvorrat anzulegen, der alle Mitglieder des Haushalts für 10-14 Tage versorgen kann. Mehr zu Thema Notvorrat richtig anlegen finden Sie hier: Notvorrat.

Fluchtrucksack

Für den Fall, dass ein Gebiet evakuiert werden muss und man sich dazu entscheidet ein Gebiet schnell verlassen zu wollen, ist es von großem Vorteil, das Nötigste griffbereit zu haben. Ein bereitstehender Notfallrucksack hilft dabei und sorgt für Sicherheit in den folgenden Tagen.

Zugang zu einem Kellerraum

Bei der Freisetzung radioaktiver Stoffe ist der Aufenthalt in einem fensterlosen Kellerraum die beste Wahl, da dieser durch seine unterirdische Lage am besten vor radioaktiver Strahlung schützt. Stellen Sie sicher, dass sie im Notfall Zugang zu einem solchen Raum haben.

Atemschutz

Neben der Haut werden Gefahrenstoffe vor allem durch die Atemwege aufgenommen. Diese sollten unbedingt geschützt werden können. Ein Atemschutz kann notfalls improvisiert werden, indem man zumindest durch ein Taschentuch atmet. Besser geeignet sind allerdings FFP3-Masken. Wer den gleichen Schutz genießen möchte, wie zum Beispiel die Bundeswehr, sorgt mit einer professionellen Atemschutzmaske vom Typ M 2000 vor.

Jod-Tabletten

Bei einem nuklearen Unfall kann radioaktives Jod 131 freigesetzt werden. Dieses gefährliche Jod kann vom Körper aufgenommen und dann in der Schilddrüse eingelagert werden. Um das zu verhindern kann hochdosiertes nicht-radioaktives Jod eingenommen werden, das die Schilddrüse sättigt und so verhindert, das weiteres Jod aufgenommen wird. Dieser Zustand wird auch Jodblockade genannt.

Die Behörden halten für den Ernstfall geeignete Jodtabletten für jeden Bürger unter 45 Jahren vor und verteilen diese wenn nötig. Es ist daher eigentlich nicht notwendig, sich selbst einzudecken. Wer das trotzdem tun will muss ein paar Dinge beachten: es handelt sich nicht um gewöhnliche Jodtabletten, sonder speziell um eine einmalig einzunehmende Dosis von 130 mg Kaliumjodid in zwei Tabletten für Erwachsene. Das entspricht dem 500-fachen der normalen Empfehlung für die tägliche Jod-Zufuhr.

Die Tabletten sollten auf gar keinen Fall eigenmächtig eingenommen werden. Die Einnahme macht im Ernstfall nur in einem sehr kleinen Zeitfenster Sinn. Die Behörden informieren in dem Fall beispielsweise über die Warn-App NINA über dieses Zeitfenster und geben die Anweisung zur Einnahme. Außerdem wird Menschen über 45 von der Einnahme dieser Tabletten grundsätzlich abgeraten, da sie in dem Alter zu eine lebensgefährlichen Stoffwechselstörung führen können. Das Risiko, durch Jod 131 an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, ist damit geringer als das Risiko, durch die Einnahme des Kaliumjodids zu erkranken. Außerdem gilt es als gesichert, dass bis zum Ausbruch einer solchen Krebserkrankung 30 – 40 Jahre vergehen.

CBRN Schutzkleidung

Wer bestmöglich vorbereitet sein möchte investiert in professionelle Schutzkleidung. Das ist mit Preisen ab ca. 400 € pro erwachsene Person nicht ganz günstig – eine Abwägung zwischen Kosten und persönlichem Nutzen ist daher unbedingt notwendig.

Eine Schutzkleidung besteht aus mehreren Einzelelementen: CRBN-Schutzmaske, ein Kombinations-Filtereinsatz für die Schutzmaske, Schutzstiefel, NBC-Einmal-Anzug und Schutzhandschuhe. Für einen besseren Tragekomfort werden Funktionssocken und Unterzieh-Handschuhe empfohlen.

Geigerzähler

Ab etwa 70 € sind brauchbar Geigerzähler erhältlich. Mit ihnen kann die akute Belastung durch radioaktive Strahlung gemessen werden. Einige Geigerzähler verfügen darüber hinaus über eine Dosimeter-Funktion. Dosimeter messen die Summe der erhaltenen Strahlung über einen bestimmten Zeitraum. Ein hilfreiches Instrument bei einem nuklearen Notfall – denn radioaktive Strahlung ist weder sichtbar noch direkt spürbar.

Wie verhalte ich mich bei einem CBRN-Vorfall richtig?

CBRN-Gefahrstoffe können mehrere Formen haben. Dazu zählen Flüssigkeitstropfen, Staub, Gas und Strahlung.

Beim Aufenthalt im Freien

  1. Bewegen Sie sich möglichst quer zum Wind. CBRN-Gefahrenstoffe verbreiten sich in Windrichtung.
  2. Achten Sie auf Durchsagen der Einsatzkräfte.
  3. Begeben Sie sich in das nächstgelegene geschlossene Gebäude. Sollten sie bis dahin schon mit Gefahrstoffen in Kontakt gekommen sein, wechseln Sie die Oberbekleidung und Schuhe, verpacken Sie diese in Plastiktüten und platzieren sie außerhalb des Aufenthaltsbereichs. Waschen Sie sich erst die Hände, bei biologischen Gefahrstoffen, desinfizieren Sie die Hände. Erst dann waschen Sie auch Ihr Gesicht, die Haare, Nase und Ohren mit Wasser und Seife.

Beim Aufenthalt in Gebäuden

  1. Bleiben Sie im Gebäude
  2. Schließen Sie Fenster und Türen
  3. Gewähren Sie vorübergehend gefährdeten Personen in der Nähe Zuflucht
  4. Schalten Sie Lüftungen und Klimaanlagen aus und schließen Sie die Lüftungsschlitze der Fensterrahmen
  5. Begeben Sie sich, wenn möglich in einen innenliegenden Raum oder einen Kellerraum ohne Fenster
  6. Vermeiden Sie unnötigen Sauerstoffverbrauch zum Beispiel durch Kerzen oder das Heizen mit Brennstoffen
  7. Schalten Sie das Radio oder einen regionalen TV-Sender ein

Im Auto

  1. Schalten Sie die Lüftung aus
  2. Schalten Sie das Radio ein
  3. Begeben Sie sich zum nächsten geschlossenen Gebäude und suchen Sie Schutz
Quellenverzeichnis